Ältere Migranten mit Gedächtnisproblemen kommen zu spät ins Bild, sagt Sevilay Luiken-Dalli, Inhaberin von IMEAN care & consulting. „Oft fehlt es in der Familie an Wissen über Demenz oder die Krankheit wird nicht akzeptiert oder beschönigt“.
Kultursensible Pflege
Als gebürtige türkische Staatsbürgerin ist Sevilay das Bindeglied zwischen älteren Menschen mit Migrationshintergrund und der niederländischen Kultur. 2018 gründete sie IMEAN, um das Gesundheitswesen kultursensibler zu gestalten. „Es handelt sich um eine Zielgruppe, die wenig oder gar nicht lesen und schreiben kann und wenig oder gar keine Bildung erhalten hat. Es kam nicht vom Sport oder den Hobbys, denn alle waren immer mit viel Arbeit beschäftigt und gingen zurück. Manche fühlen sich mit 55 richtig alt. Es gibt also große Unterschiede zu älteren Menschen, die in den Niederlanden geboren wurden.“
Pflegeorganisationen können sich an IMEAN wenden, um zu erfahren, wie sie ihre Dienstleistungen besser auf die Wünsche und Bedürfnisse älterer Migranten ausrichten können. Darüber hinaus bietet IMEAN in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Almelo und ZorgAccent kulturorientierte Tagesaktivitäten am Standort „De Anemoon“ in Almelo an.


Auf der ErlebnisTisch bei der Tagesaktivität „De Anemoon“ in Almelo fühlen sich Senioren rundum wohl.
Unkenntnis von Demenz
„Oft wird der Alarm zu spät geläutet. Dann bekommen wir eine ältere Person in die Gruppe, die wir eigentlich zwei Jahre zuvor sehen wollten.“ Laut Sevilay ist die Unwissenheit über Demenz einer der Gründe, warum die Familie zu lange zu Hause damit verbringt, sich Sorgen um jemanden zu machen, der Gedächtnisprobleme hat. „Die Person selbst hat keine Einsicht in die Krankheit und der Familie fehlt das Wissen über Demenz. Manchmal wird die Krankheit nicht akzeptiert oder beschönigt. Dann heißt es ‚Mein Vater war schon immer so‘. Es gibt also noch viele Hürden im Gesundheitswesen zu nehmen, weil diese Gruppe wirklich erst spät ins Spiel kommt.“
Sevilay: „Glücklicherweise gedeihen die Menschen bei uns enorm, auch wenn sie spät zu uns kommen. Wir sind ein dynamisches Umfeld, in dem jemand entscheidet, ob er beim Kochen hilft oder lieber Musik auf dem Plattenspieler hört. Ich nenne es manchmal ein lebendiges Labor, in dem wir entdecken, entwickeln und vor allem sehr genau beobachten, ‚was kann der Mensch nicht und was kann er noch?‘“


Laut Supervisorin Mirjam (rechts) sorgt eine Partie Bingo am ErlebnisTisch für Entspannung, Spaß und gesunden Wettkampf.
Gemeinsam aktiv am ErlebnisTisch
Mirjam Kacmaz, die die Gruppe mit viel Liebe leitet, fordert die Kunden mit ErlebnisTisch gerne ein bisschen heraus. „Dann bitten wir jemanden, einen Blick darauf zu werfen, und dann sieht man am Tisch, wie es um die Reaktionsfähigkeit von jemandem steht, ob jemand noch über den Tisch greifen kann, wie seine Motorik ist. Manche Klienten können sich nicht mehr so gut bewegen, werden aber durch den ErlebnisTisch sehr ermutigt, aktiv mitzumachen.“
Mirjam mag den Kontakt untereinander am Tasttisch. „Ein bisschen Aufmerksamkeit und Freundlichkeit am Tisch bedeutet diesen Menschen, die oft alleine leben, viel. Bei einem Bingo-Spiel werden ganze Geschichten erzählt. Über die Arbeit in der Fabrik, was sie alle auf dem Weg in die Heimat erlebt haben.“
Sevilay stimmt zu: „Ich liebe es, jemanden klarer zu sehen, besser zu kommunizieren und es zu genießen, am ErlebnisTisch zu sitzen und zu spielen. Jemand ist aus dieser passiven Haltung zu Hause viel aktiver geworden. Das ist auch ein tolles Geschenk für die Familie.“
Der ErlebnisTisch
Gemeinsam aktiv, gemeinsam erleben